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Mullkompresse vs. Vlieskompresse: Ein Vergleich
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Material, Verarbeitung, Vorteile – das unterscheidet die beiden meistgenutzten Kompressen
Eine Kompresse aus Mull oder Vlies ist weit mehr als nur ein Stück Stoff: Sie ist eines der vielseitigsten Medizinprodukte und in zahllosen Situationen ein unerlässliches Hilfsmittel für Medizin und Pflege. Kein Wunder also, dass diese beiden Klassiker unter den Kompressen nicht nur in Praxis und Klinik, sondern auch in Labor und Pflegeeinrichtungen rund um den Globus nicht fehlen dürfen.
Nur … worin besteht eigentlich der Unterschied? Was zeichnet eine Vlieskompresse im Vergleich zur Mullkompresse aus? Und wie wirken sich die charakteristischen Eigenschaften dieser Materialien auf die möglichen Einsatzbereiche der verschiedenen Kompressen aus? Die Expert:innen von Wörner Medical haben die Antworten. Wir haben einen kompakten Vergleich zwischen Mullkompresse und Vlieskompresse für Sie zusammengestellt, anhand dessen Sie sich einen Überblick über die wichtigsten Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden meistbenutzten Kompressen verschaffen können.
Mullkompresse oder Vlieskompresse? Drei Faktoren, die Sie beachten sollten
Bevor wir uns dem eigentlichen Thema dieses Artikels – dem direkten Vergleich von Mullkompresse und Vlieskompresse – widmen, müssen wir zunächst klären, welche Medizinprodukte hier überhaupt gemeint sind. Allein aus den Namen dieser Wundauflagen lässt sich schließlich weder Machart noch Material ableiten, und beide Faktoren spielen für den nachfolgenden Vergleich zwischen Mullkompresse und Vlieskompresse eine wichtige Rolle.
Grundsätzlich bestehen beide Kompressen aus Gaze, einem besonders lockeren, gitterartigen Gewebe, das oft so dünn ist, dass einzelne Schichten fast transparent wirken. Für die Herstellung von Gaze kommen allerdings unterschiedliche Materialien infrage. Eines davon ist Baumwolle – daraus besteht der sogenannte Mullstoff. Zwar gibt es heutzutage auch Mullkompressen mit einem kleinen Synthetik-Anteil, doch die meisten werden nach wie vor aus reiner Baumwolle hergestellt – etwa die L&R Gazin® Mullkompressen oder die Urgo® Mullkompressen.
Das ist ein wichtiger Faktor, denn im Vergleich zu Mullkompressen sind Vlieskompressen komplett synthetisch. Je nach Bedarf und Hersteller kann die Zusammensetzung zwar variieren, doch typischerweise bestehen Vlieskompressen zu zwei Dritteln aus Viskose und zu einem Drittel aus Polyester. Beispiele hierfür wären etwa die L&R Vliwasoft® Vliesstoffkompressen oder die Hartmann Medicomp® Vliesstoffkompressen. Während Polyester eine Kunstfaser ist, die aus Erdöl hergestellt wird, kann Viskose aus unterschiedlichen organischen Stoffen bestehen, etwa aus Holz oder Bambus. Anders als die Baumwolle für eine Mullkompresse werden die Viskose-Rohmaterialien aber nicht direkt ausgesponnen: Stattdessen werden sie erst zu einem Zellstoff verarbeitet, der dann chemisch aufgelöst und zuletzt zu einer feinen Faser gesponnen wird.
Wenn wir diese Fasern – auf der einen Seite Baumwolle, auf der anderen Synthetik – ein wenig genauer betrachten, wird schnell deutlich, warum beide für die Herstellung von Wundauflagen verwendet werden. Im Vergleich zwischen Mullkompressen und Vlieskompressen wird schließlich deutlich, dass beide Varianten ihre ganz eigenen Stärken und Schwächen haben.
Faktor #1: Die Oberfläche der Kompresse
Sowohl Mullkompressen als auch Vlieskompressen bestehen typischerweise aus mehreren Schichten feiner Gaze, die locker übereinander liegen. Obwohl der grundlegende Aufbau nahezu identisch ist, bringt die jeweilige Zusammensetzung der Kompressen jedoch große Unterschiede in der Anwendung mit sich. Das natürliche Baumwollgewebe der Mullkompressen ist im Vergleich zu Vlieskompressen deutlich stabiler. Das bedeutet, dass Mullkompressen grundsätzlich fester sind – sie haben mehr „Stand“. Im Vergleich zwischen Mullkompressen und Vlieskompressen bieten daher erstere bei gleicher Materialmenge mehr Schutz vor mechanischen Einflüssen wie Druck oder Reibung, die den Prozess der Wundheilung beeinträchtigen könnten.
Allerdings hat genau dieser Vorteil im Vergleich von Mull- und Vlieskompressen auch seine Kehrseite, denn die Oberfläche einer Mullkompresse ist nie so glatt wie die einer vergleichbaren Vlieskompresse. In manchen Fällen erweist sich das als Nachteil, denn aufgrund ihrer Textur bindet eine Mullkompresse auch mehr Wundexsudat. Das kann wiederum zur Folge haben, dass Fasern mit der heilenden Wunde verwachsen oder sich Krusten bilden, die die Kompresse fest am Wundrand halten. Wird die Kompresse beim nächsten Verbandswechsel entfernt, besteht dann das Risiko, dass die Wunde irritiert oder sogar wieder aufgerissen wird. Bei offenen und nässenden Wunden ist daher die glatte Vlieskompresse im Vergleich zur Mullkompresse im Vorteil – zumindest dort, wo direkter Kontakt zum Wundbett besteht.
Faktor #2: Die Balance von Atmungsaktivität und Saugfähigkeit
Um die Wundheilung im konkreten Anwendungsfall optimal zu fördern, braucht es Kompressen mit der richtigen Kombination aus Saugfähigkeit und Atmungsaktivität. Einerseits müssen Flüssigkeiten wie Wundexsudat oder Schweiß von der Wunde weggeleitet werden – doch darf sich die Kompresse dabei andererseits nicht so sehr vollsaugen, dass sie eine luftdichte Barriere bildet. Je nachdem, wie stark eine Wunde nässt, gilt es daher, strategisch abzuwägen, welche Kompresse die ideale Lösung ist.
Im Vergleich zwischen Mullkompressen und Vlieskompressen schneiden erstere in Sachen Saugfähigkeit deutlich besser ab. Infolgedessen sind Vlieskompressen aber auch weniger atmungsaktiv als Mullkompressen. Für die Versorgung stark nässender Wunden ist daher eine Vlieskompresse meist die beste Wahl, da sie eine größere Menge an Exsudat aufnehmen kann, ohne an Funktionsfähigkeit zu verlieren. Gerade weil Vlieskompressen im Vergleich zu Mullkompressen so saugfähig sind, mangelt es ihnen umgekehrt aber auch an Atmungsaktivität. Bei trockenen Wunden und solchen, die nicht mehr so stark nässen wie zu Beginn des Heilungsprozesses, kann es daher ratsam sein, auf Mull umzusteigen.
Faktor #3: Verfügbare Varianten und ihre Kosten
Eines gleich vornweg: Wenn es um die Vielfalt der verfügbaren Produkte geht, sind Mullkompressen und Vlieskompressen gleichauf. Beide gibt es sowohl in steriler als auch unsteriler Ausführung, in vielen verschiedenen Formaten und mit unterschiedlicher Lagenzahl. Im Fachhandel sind all diese Varianten gewöhnlich gleich gut erhältlich. Daher ist die Produktvielfalt im Vergleich zwischen Mullkompresse und Vlieskompresse kein ausschlaggebender Faktor.
Der einzige Unterschied, der hier in Sachen Einkauf und Lagerhaltung auffallen kann, ist der Preis. Vlieskompressen sind im Vergleich zu Mullkompressen in der Herstellung meist etwas kostenintensiver. Das ist der Tatsache geschuldet, dass die Aufbereitung synthetischer Fasern mehr Arbeitsschritte und auch mehr Energie benötigt als das Ausspinnen von Baumwolle. Infolgedessen fällt auch der Preis für Medizinprodukte aus Vlies meist etwas höher aus. Als Standardprodukte, die sowohl in Praxis und Klinik als auch in Laboren und Pflegeeinrichtungen in hoher Stückzahl benötigt werden, werden Mullkompressen und Vlieskompresse aber typischerweise in Packungen von 100 Stück oder mehr verkauft – was auch bei Vlies einen niedrigen Stückpreis ermöglicht.
Mullkompresse oder Vlieskompresse? Unser Vergleich auf einen Blick
Falls Sie sich nicht sicher sind, welche Kompresse im konkreten Anwendungsfall die richtige Wahl ist, haben wir hier die Ergebnisse unseres Vergleichs zwischen Mullkompresse und Vlieskompresse noch einmal kompakt für Sie aufbereitet. Für einen schnellen Überblick und sichere Entscheidungen.
Mullkompresse | Vlieskompresse | |
Material | Baumwolle, ggf. mit Synthetik-Anteil | rein synthetisch, Viskose und Polymere |
Gewebe | Mehr Stand und dadurch mehr Schutz vor mechanischen Einflüssen | Anschmiegsam, glatt und dadurch besonders sanft zum Wundbett |
Atmungsaktivität | Hoch | Je nach Produkt gering bis mittel |
Saugstärke | Mittel bis hoch | Hoch |
Kosten | Meist die günstigere Variante | Meist etwas teurer als vergleichbare Mullkompressen |
Die richtige Kompresse für jeden Bedarf
In Ihrer Praxis oder Klinik werden Kompressen gebraucht, aber Sie sind unsicher, ob Mull oder Vlies? Könnte es ratsam sein, beides auf Vorrat zu haben, eventuell sogar in sterilen und unsterilen Varianten? Unser Serviceteam hilft Ihnen gern dabei, für jede Anwendung die passende Kompresse aus unserem Sortiment zu finden – per E-Mail unter info@woernermedical.de oder telefonisch unter der Rufnummer 07121 – 696 20 50.